Benjamin Black: Alchimie einer Mordnacht
Den jungen Gelehrten Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg, zieht es im Dezember 1599 nach Prag. Dort, am Hof des Kaiser Rudolfs II. will er es zu Ruhm und Ansehen bringen. Doch sein Schicksal nimmt eine unerwartete Wendung, als er in einer verschneiten Winternacht die Leiche der sechzehnjährigen Magdalena Kroll, Geliebte des Kaisers und Tochter des Hofarztes, findet. Nachdem Christian zunächst selbst verdächtigt wird, beauftragt ihn schließlich Rudolf II. damit, Magdalenas Mörder zu finden. Und so wird er hineingezogen in die Intrigen und Machenschaften des Kaiserlichen Hofs.
Der junge Christian wirkt zunächst sehr von sich eingenommen, was ihm unsympathischen Zug gibt. Interessant ist aber, dass er als ich-Erzähler seine eigene Geschichte in der Retrospektive erzählt. Und so bewertet er sein eigenes Handeln und Verhalten auch nicht immer positiv, sondern mit dem Abstand der Zeit und des Alters.
Die Sprache ist an den historischen Kontext angelehnt und erschien mir dadurch auf den ersten Seiten doch etwas mühsam zu lesen. Andererseits wird der Geschichte so an Authentizität verliehen und es nicht schwer, sich in das lebhafte Prag der Habsburger mit all seinen Intrigen und Verschwörungen hineinversetzten. Vor allem die detaillierten Beschreibungen der Umgebung und der Situationen sind beeindruckend. Auch treten zweifellos interessante Charaktere auf, die wie ihre Umgebung sehr präzise charakterisiert und beschrieben werden.
Es handelt sich auf jeden Fall mehr um einen historischer Roman als um einen Krimi. Die Spannung schien mir gegenüber der wortgewaltigen Beschreibung der Kulisse einzubüßen. Die Auflösung des Mordfalls steht teilweise nicht mehr im Fokus.
Daher eine Leseempfehlung für alle, die sich über einen historischen Roman im deskriptiven Stil freuen und sich auch an Schachtelsätzen nicht stören - wer nach einem klassischen Krimi sucht, wird wohl eher enttäuscht werden.